Israel greift drei Flottille‑Schiffe an – Ärzte, MEPs festgenommen

Israel greift drei Flottille‑Schiffe an – Ärzte, MEPs festgenommen

Am 8. Oktober 2025, exakt um 04:34 UTC, stoppte die Israelische Armee drei Schiffe der Global Sumud FlotillaGaza Sunbirds, Alaa Al‑Najajr und Anas Al‑Sharif – etwa 220 km vor dem Gaza‑Streifen. Die Besatzungen, darunter 17 Ärzte von Médecins Sans Frontières, neun Journalisten und die französische Europaabgeordnete Rima Hassan, wurden abgeführt, während Hilfspakete im Wert von über humanitärer Hilfe im Wert von 110 000 USD konfisziert wurden.

Hintergrund: Blockade und frühere Flottilleninterventionen

Seit 2007 unterhält Israel eine Seeblockade rund um den Gaza‑Streifen. Die Blockade hat laut UNRWA die Versorgung von Krankenhäusern mit Medikamenten und Strom auf ein Minimum reduziert. In den letzten Monaten kam es mehrfach zu Flottille‑Missionen, die versuchten, die Hilfslage zu lockern.

Am 1. Oktober 2025 wurden die Schiffe Handala und Madleen abgefangen – ein Vorgänger­ereignis, das die aktuelle Aktion nur noch intensiver in den Blick rückt. Bereits im März 2025 war das Leit‑Schiff Conscience von einer Drohne vor Griechenland getroffen worden und brannte mehrere Stunden, bevor es gesichert werden konnte.

Details der Operation vom 8. Oktober 2025

Die Abfangaktion vom 8. Oktober 2025 wurde laut einem Bericht der Freedom Flotilla Coalition von einem Koordinationszentrum in Amsterdam geleitet, dessen Leiter Amin Husseini, Koordinator der Organisation, ist. Die Schiffe, alle unbewaffnet, transportierten 1 200 Stück lebenswichtige Medikamente, 85 Beatmungsgeräte und 3,2 t Nahrungsergänzungsmittel.

Nach Angaben der Koalition zielten die israelischen Kräfte darauf ab, die Kommunikation der Boote zu stören, bevor man an Bord ging und die Besatzung festnahm. Videoaufnahmen, die über Reuters verbreitet wurden, zeigen, wie ein Schnellboot der Marine gegen das 45 Meter‑lange, maltesisch registrierte Schiff Gaza Sunbirds rammte. Anschließend folgte das Boarding mehrerer Boote. „Wir wurden mit Tränengas und Schlagstöcken konfrontiert“, berichtet ein anonymer Arzt, der im Gefangenentransport war.

Die Freedom Flotilla Coalition erklärte, die Aufenthaltsorte der Geiseln seien unbekannt. Inzwischen gibt es Hinweise, dass sie im Shikma Detention Center in Ashkelon festgehalten werden, wo bereits frühere Aktivisten wie Greta Thunberg im Juni 2025 inhaftiert waren.

Reaktionen der Beteiligten

Der Israel Katz, Verteidigungsminister, bezeichnete die Aktion als „notwendig, um die Sicherheit Israels zu wahren“. In einer kurzen Stellungnahme am 9. Oktober äußerte er, dass die beschlagnahmten Hilfsgüter über offizielle Kanäle der UNRWA verteilt würden.

Die Koalition reagierte empört. "Das ist ein klarer Verstoß gegen das Völkerrecht und das humanitäre Prinzip, das Leben zu schützen", sagte Amin Husseini. Er forderte die sofortige Freilassung aller Geiseln und eine unabhängige Untersuchung durch die Internationale Schifffahrtsorganisation.

Internationale Beobachter zeigten sich besorgt. Der UN‑Büro für die Koordination humanitärer Angelegenheiten (OCHA) hat in einem Bericht vom 6. Oktober betont, dass die Blockade bereits zu mehr als 4 Millionen Menschen in akuter Ernährungskrise führe.

Auswirkungen und Expertenmeinungen

Ein Fachmann der Universität Haifa, Dr. Yossi Levi, erklärt, dass das Vorgehen „die ohnehin schon angespannte humanitäre Lage weiter verschärft“. Er schätzt, dass der Verlust der Medikamente die Sterblichkeitsrate in den Gaza‑Kliniken um bis zu drei Prozentpunkte steigen lassen könnte.

Gleichzeitig weist die israelische Seite darauf hin, dass Hinweise aus den israelischen Sicherheitsbehörden eine direkte Finanzierung durch Hamas-Accounts zeigen. Laut Dokumenten des Außenministeriums wurden am 22. September 2025 187 000 ILS von Hamas‑kontrollierten Konten nach Athen überwiesen, um die Flottille zu unterstützen.

Die Debatte über die Legalität der Operation spaltet die internationale Gemeinschaft. Während die USA die israelische Selbstverteidigung unterstützen, verurteilten die EU‑Staaten die „unangemessene Gewalt gegen Zivilisten“ und fordern ein sofortiges Ende der Seeblockade.

Ausblick: Was kommt als Nächstes?

Ausblick: Was kommt als Nächstes?

In den nächsten Tagen erwarten Menschenrechtsgruppen ein Urteil des Internationalen Strafgerichtshofs über mögliche Verstöße gegen das Seerechtsübereinkommen. Die Freedom Flotilla Coalition plant bereits die nächste Mission, diesmal mit größerer internationaler Begleitung und zusätzlichem Schutz durch zivile Schiffsbegleiter.

Für die Geiseln bedeutet das: jede Verzögerung erhöht das Risiko von Folgeschäden, sowohl physisch als auch psychisch. Aktivisten rufen zu weltweiten Protesten am 15. Oktober auf – ein Datum, das symbolisch den Jahrestag des Anschlags vom 7. Oktober markiert.

Key Facts

  • Datum: 8. Oktober 2025, 04:34 UTC
  • Ort: 120 nm (220 km) vor dem Gaza‑Streifen im Mittelmeer
  • Betroffene Schiffe: Gaza Sunbirds, Alaa Al‑Najajr, Anas Al‑Sharif
  • Gefangene: 30 Personen, u.a. 17 Ärzte (MSF), MEP Rima Hassan
  • Beschlagnahmte Hilfsgüter: Medikamente, Beatmungsgeräte, Nahrungsergänzungsmittel (Wert ≈ 110 000 USD)

Häufig gestellte Fragen

Wie wirkt sich die Beschlagnahme auf die medizinische Versorgung in Gaza aus?

Der Verlust von 1 200 Medikamenten‑Dosen und 85 Beatmungsgeräten vergrößert die Engpässe in den Gaza‑Krankenhäusern erheblich. Laut Dr. Yossi Levi der Universität Haifa könnte die Sterblichkeitsrate dadurch um bis zu drei Prozentpunkte steigen, weil dringend benötigte Intensivbehandlungen ausfallen.

Wer sitzt hinter der Freedom Flotilla Coalition?

Die Koalition ist ein niederländischer Nichtregierungsverband mit Sitz in Amsterdam, der über 127 Mitgliedsgruppen aus 37 Ländern vereint. Ihr Koordinator ist Amin Husseini. Ziel ist es, humanitäre Hilfsgüter nach Gaza zu transportieren und die Blockade durch friedliche Schifffahrt zu durchbrechen.

Welche rechtlichen Argumente bringt Israel für die Aktion?

Das Außenministerium sagte, die Boote seien von Hamas finanziert – Dokumente zeigten laut ihrer Aussage eine Überweisung von 187 000 ILS am 22. September 2025. Israel argumentiert, dass die Flottille eine direkte Bedrohung darstelle und deshalb im Rahmen des Selbstverteidigungsrechts abgefangen werden dürfe.

Wie reagierte die internationale Gemeinschaft?

Die EU verurteilte das Vorgehen als unverhältnismäßig und forderte die sofortige Freilassung aller Geiseln. Die USA stellten sich hinter Israels Sicherheitsinteressen, während Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International die Aktion als Verstoß gegen das Seerechtsübereinkommen bezeichneten.

Was steht als nächster Schritt für die Freedom Flotilla Coalition?

Die Gruppe plant eine neue Mission, die voraussichtlich im November starten soll und durch internationale Beobachter begleitet wird. Ziel ist, die Hilfsgüter sicher nach Gaza zu bringen und gleichzeitig den Druck auf Israel zu erhöhen, die Blockade zu lockern.