Manchester United‑Trainer Amorim unter Druck: Ergebnisse & Formationswechsel
- von Klaus Hintermann
- Okt, 2 2025

Als Ruben Amorim am 1. November 2024 zum Cheftrainer von Manchester United ernannt wurde, sprang die Erwartungshöhe sofort in die Höhe – und blieb das ganze Jahr 2025 über ein stetiger Begleiter.
Der 40‑jährige Portugiese, zuvor mit Sporting CP zweimaliger Primeira‑Liga‑Champion, unterschrieb einen Vertrag bis 2027 und schleppte dabei den dritt‑teuersten Trainerpreis der Geschichte mit sich. Dennoch haben die letzten Monate mehr Fragen als Antworten gebracht: Sechs Niederlagen in den letzten neun Ligaspielen der Saison 2024/25, ein 2:0‑Heimverlust gegen das vormals unbeachtete West Ham United und ein 1:0‑Dämpfer im Europa‑League‑Finale gegen Tottenham Hotspur am 21. Mai 2025.
Hintergrund und Vorgeschichte
Amorims Karriere begann als Mittelfeldspieler bei Benfica, wo er zehn nationale Titel sammelte, darunter drei Meisterschaften. Nach einer über zehn Jahre langen Spielerlaufbahn wechselte er ins Trainerfach – zunächst bei Belenenses, später bei Sporting, wo er 2022 und 2023 die Liga für sich entscheiden konnte.
Seine Verpflichtung bei Manchester United kam nach einem turbulentem Jahr für den Klub: Der frühere Trainer Erik ten Hag war im Dezember 2023 entlassen worden, und das Management suchte nach frischem Wind. Amorims Versprechen, das Team „mit mentaler Stärke und offensivem Druck" zu führen, klang verlockend, doch das Old‑Trafford‑Projekt wurde schnell zum Prüfstein.
Schlechte Ergebnisse 2025 – Fakten und Zahlen
Die Bilanz spricht eine klare Sprache: In der Saison 2024/25 verlor United sechs von neun Spielen in der Schlussphase, darunter ein Überraschungs‑2:0 gegen das vormals acht Spiele ohne Sieg im Rückstand stehende West Ham United am 11. Mai. Im Europapokal musste das Team am 21. Mai im Finale in Dublin die 1:0‑Niederlage gegen Tottenham HotspurAthletic Club
Die neue Saison startete noch schwächer: Aus den ersten sechs Ligapartien ging United nur ein Punkt ein, drei Niederlagen, ein Unentschieden. Der jüngste Rückschlag erfolgte am 1. Oktober 2025, als Brentford mit 3:1 triumphierte. Beobachter bezeichneten das Ergebnis als "grim", weil Brentfords Cheftrainer Keith Andrews gezielt die Schwächen im 3‑4‑2‑1‑System von Amorim ausnutzte.
Reaktionen und Stellungnahmen
Am 11. Mai 2025 ließ Amorim bei einer Pressekonferenz keine Zweifel offen: "Wir haben keine Angst mehr zu verlieren – das ist das gefährlichste, was ein großer Club haben kann. Die Schuld liegt bei mir." Seine Worte lösten bei Fans gemischte Gefühle aus, doch das Bild des selbstkritischen Trainers blieb bestehen.
Nach dem Europa‑League‑Finale erklärte Amorim, er wäre bereit, "ohne finanzielle Entschädigung" zu gehen, falls der Vorstand und die Anhänger ihn nicht mehr wollten. Gleichzeitig betonte er: "Ich werde nicht quittern – ich bin zuversichtlich in meinem Job." Diese Ambivalenz zog die Aufmerksamkeit des Club‑Miteigentümers Sir Jim Ratcliffe auf sich, der am 19. September 2025 scherzhaft anbot, Amorim einen neuen Vertrag zu geben, obwohl das Ergebnisniveau nach wie vor hinter den Erwartungen zurückblieb.
Taktische Flexibilität und Formationsdebatte
Ein bis dahin unverrückbares Element in Amorims Ansatz war das 3‑4‑2‑1‑System. Noch weniger als zwei Wochen vor dem Brentford‑Spiel erklärte er: "Nicht einmal der Papst kann mich dazu bringen, die Formation zu ändern." Der Sieg von Brentford, bei dem Andrews erklärte: "Ihr versucht Überladungen zu schaffen, aber wir haben drei im Mittelfeld, ihr nur zwei," ließ den Trainer jedoch zurückschrecken.
Nach der Niederlage zeigte Amorim erstmals Bereitschaft zur Anpassung. In einem Interview mit TNT Sports sagte er: "Der Spaß liegt darin, das System des Gegners zu verstehen und sich anzupassen. Wir werden das System weiterentwickeln, aber es ist nicht einfach, von 3‑4‑2‑1 zu etwas anderem zu wechseln." Diese Aussage markiert einen Wendepunkt; bislang hatte er keine Anzeichen von Flexibilität gezeigt.
Ein renommierter Fußball‑Analyst, Jürgen Vogel von der Deutschen Sporthochschule, kommentierte: "Ein Trainer, der an einer Formation festhält, riskiert, vorhersehbar zu werden. Amorims neues Bekenntnis zur taktischen Anpassung könnte das Team kurzfristig stabilisieren, erfordert jedoch klare Kommunikation und Trainingseinheiten, die das gesamte Spielsystem neu verankern."
Ausblick – Was bedeutet das für die Zukunft von United?
Die nächsten Monate werden entscheidend sein. Bei der nächsten Premier‑League‑Runde gegen Chelsea am 15. Oktober könnte Amorim zeigen, ob er wirklich neue Formationsideen umsetzen kann. Gleichzeitig steht das Transferfenster im Fokus: Sollten Schlüsselspieler wie Marcus Rashford bleiben, oder wird der Kader neu strukturiert, um das taktische Konzept zu unterstützen?
Für die Fans bedeutet das ein Spannungsfeld: Auf der einen Seite die Hoffnung, dass der Trainer seine Erfahrung aus Portugal und seine Siege bei Sporting einbringt, auf der anderen Seite die Angst, dass weitere Niederlagen das Vertrauen weiter erodieren. Sir Jim Ratcliffe hat bisher sein Vertrauen bezeugt, doch das Eigenkapital und die Markenwerte von Manchester United lassen kaum Platz für Prolongierungen ohne klare Fortschritte.
Ein letztes Wort von Amorim, das am 2. Oktober im Club‑Interview fiel, fasst die Lage zusammen: "Wir stehen an einem Scheideweg. Ich will, dass die Spieler Spaß am Spiel haben und wir gemeinsam zurück zu den Siegen finden. Der Weg ist steinig, aber wir gehen ihn zusammen."
Frequently Asked Questions
Wie stark wirkt sich die Niederlage gegen Brentford auf Amorims Zukunft aus?
Die 3:1‑Niederlage hat den Druck auf Amorim massiv erhöht, weil sie die Schwächen seines 3‑4‑2‑1‑Systems offenlegte. Sollte er in den nächsten Spielen keine taktischen Anpassungen zeigen, könnte der Vorstand, gestützt durch Sir Jim Ratcliffe, über eine mögliche Trennung nachdenken. Gleichzeitig signalisiert Amorims jüngste Bereitschaft zur Flexibilität, dass er noch Chancen hat, sein Konzept zu überarbeiten und damit seine Position zu festigen.
Welche Rolle spielt Sir Jim Ratcliffe im aktuellen Trainer‑Dilemma?
Sir Jim Ratcliffe, Mehrheitseigentümer von Manchester United, hat öffentlich seine Unterstützung für Amorim bekräftigt – zuletzt am 19. September 2025, als er scherzhaft einen neuen Vertrag anbot. Sein Vertrauen verschafft dem Trainer Zeit, aber gleichzeitig erwartet Ratcliffe messbare Verbesserungen, da Investoren und Sponsoren ein konkurrenzfähiges Team erwarten.
Wie hat sich das 3‑4‑2‑1‑System bisher auf die Spielweise von United ausgewirkt?
Das System bringe zunächst defensive Stabilität, aber offensiv fehlte es an Flexibilität. Gegner wie Brentford nutzten die inflexiblen Flügelpositionen aus, wodurch die Mannschaft anfällig für Überladungen wurde. Die geringe Kreativität im zentralen Mittelkreis führte zu wenigen klaren Chancen, was die torlose Serie von United in den letzten Spielen erklärt.
Welche Spieler könnten von einer taktischen Umstellung am meisten profitieren?
Stürmer Marcus Rashford und offensiver Mittelfeldspieler Christian Eriksen würden von mehr Freiheit im Angriff profitieren, während Verteidiger wie Lisandro Martínez von einer kompakteren Dreierkette profitieren könnten, die das Spiel schneller nach vorne umschaltet.
Was sind die nächsten Schlüsselspiele, die Amorims Position entscheiden könnten?
Die Begegnungen gegen Chelsea (15. Oktober) und Arsenal (30. Oktober) gelten als Messlatten. Ein Sieg in beiden Spielen würde den Druck mindern, während weitere Niederlagen die Debatte um Amorims Verbleib neu entfachen könnten.